Das Handballfest im Jahnsportforum

Im Bild: Fortuna-Spieler Robyn Saß (weißes Trikot) setzt zum Torwurf an. Sein Team war den Gästen von der Insel Usedom jedoch deutlich unterlegen.Foto: Heiko Brosin

Nordkurier, 12.11.2108 von Stefan Thoms

Der SV Fortuna 50 Neubrandenburg hatte geladen – und über 1500 Gäste sollten kommen. Der große Handball-Tag im Neubrandenburger Jahnsportforum wurde wieder einmal zum vollen Erfolg. Und das, obwohl nicht alle Fortunen ihre Spiele als Sieger beendeten.

„Großartige Atmosphäre.“ „Der Höhepunkt der Saison.“ „Werbung für die Sportstadt.“ „Bitte mehr davon.“ Die Meinungen der Fans im Neubrandenburger Jahnsportforum waren durchweg positiv, auch wenn die Ergebnisse beim sechsten großen Handballtag aus Fortuna-Sicht eher durchwachsen waren. Ein Sieg und zwei Niederlagen – die Enttäuschung wich aber schnell dem Stolz auf das Gesamtwerk. „Einmal im Jahr wollen wir den Neubrandenburger Handballsport dem großen Publikum präsentieren und das Jahnsportforum bietet dafür den besten Rahmen. Wir wollen zeigen, wie toll, abwechslungsreich und spannend der Handball heutzutage ist. Mehr als 1500 Zuschauer zeigen, dass wir richtig liegen“, sagte Fortuna-Präsident Michael Schröder. „Außerdem müssen wir um den Nachwuchs kämpfen und hoffen, durch solche Aktionen Mädchen und Jungen für unseren Verein zu gewinnen.“ 

Der Nachwuchs eröffnete auch den Super-Spieltag. Fortunas C-Jugend hatte es in der Oberliga mit dem favorisierten HSV Insel Usedom zu tun und musste sich 22:29 (9:16) geschlagen geben. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits knapp 350 Zuschauer in der Halle. „Die Jungs haben zwar alle ein gesundes Selbstbewusstsein, aber die Kulisse hat sie dann doch beeindruckt. Phasenweise haben wir gut dagegen gehalten, aber insgesamt war der körperliche Unterschied zu groß. Zwei Jahre Altersunterschied machen in diesem Bereich sehr viel aus“, sagte Trainer Karsten Neels, dessen Team zum Großteil noch aus D-Jugend-Spielern besteht. 
Danach sorgten die Neubrandenburger Frauen in der MV-Liga für den einzigen Gastgeber-Sieg des Tages. Gegen den HSV Grimmen gab es vor knapp 1000 Zuschauern ein klares 26:11 (14:5), der vierte Sieg im fünften Saisonspiel. „Wir haben uns beim gemeinsamen Mittagessen auf das Spiel eingestimmt und dann eine sehr gute Teamleistung abgeliefert. Auch bei den jungen Spielerinnen war keine Nervosität zu spüren. Im Gegenteil – wir haben die Energie des Publikums genutzt, Tempo gemacht und souverän und verdient gewonnen“, so Fortunas Clara Forbrich. 
Krönender Tages-Höhepunkt sollte das Männerspiel zwischen Fortuna und dem HSV Insel Usedom werden – allerdings entwickelte sich die Partie schnell zu einer klaren Angelegenheit für die Gäste. Mit 20:31 (11:18) verlor das Team von Fortuna-Trainer Marcin Feliks, der auf mehrere Stammspieler verzichten und dazu einige Akteure einsetzen musste, die gerade erst von Verletzungen genesen waren. „Schade, dass wir unter diesen Bedingungen nicht mit den starken Usedomern mithalten konnten. Das Publikum hat uns trotzdem grandios unterstützt – dafür ein Riesen-Dankeschön.“ Die Neubrandenburger gerieten nach ihrer eigenen 2:0-Führung schnell und deutlich in Rückstand und waren den Gästen sowohl offensiv als auch defensiv klar unterlegen. Besonders Usedoms besten Schützen Patrick Glende bekamen sie nie in den Griff. „Es macht Riesenspaß, vor so einer Kulisse zu spielen, das sollte es viel öfter geben. Unser Ziel war der Sieg, weil wir wussten, dass die Neubrandenburger durch die vielen Verletzten angeschlagen sind. Dass es so deutlich wird, haben wir aber auch nicht erwartet.“ 
Usedom bleibt Zweiter hinter dem verlustpunktfreien Tabellenführer Stralsund. Fortuna steht auf Rang elf und bekommt es am Sonnabend im nächsten Landesderby mit Schlusslicht Bad Doberaner SV zu tun. 

Fortuna-Frauen: Fiero, Kadow – Bergstein (7), Zinke (1), Naussed (2), Osterland, Babatz (3), Kloska (6/2), Forbrich (4/1), Jänike (1), May, Ludewig (2), Sudbrock 

Fortuna-Männer: Fornal, Prodoehl – Hauschildt, O., Kaatz, Landmesser (1), Rogalski (5), Kühle (4), Gutjahr (6/3), Stolt (2), Gryszka, Saß (1), Hauschildt, M. (1), Bornkessel, Kaczmarczyk 

Fortuna C-Jugend: Gnilitza, Meyer – Gredig, Peters, Evert (1), Saß (5/3), Erchen (3), Rohde, Gruhn, Reichardt (5), Krabbe (2), Weißhuber, Bergstein (4/1), Femerling (2) 

Nordkurier-Reporter Peter Krüger meint:

Auch Niederlagen können einen zum Gewinner machen

„Handball Pur!“ – so lautete der Slogan, der seit Wochen überall zu sehen war. Egal, ob auf LED-Leinwänden, auf Plakaten oder auch im Internet. Der große Handball-Tag des SV Fortuna 50 Neubrandenburg war also kaum zu übersehen. Der immerhin schon sechste seiner Art – doch noch nie war ich dabei. Was aber teilweise auch daran gelegen hat, dass ich mit der Stadt Neubrandenburg bis zu meinem beruflichen Einstieg beim Nordkurier genauso wenig zu tun hatte wie Donald Trump mit der Benutzung seines Gehirns. Und auch nun, bei Fortunas groß angekündigtem Handball-Tag, hatte ich doch schon etwas anderes vor. Hansa spielte gegen Kaiserslautern – dort sollte es eigentlich hingehen. Ja, eigentlich. Denn wenige Stunden vor dem Beginn des Handballfestes in der Viertorestadt habe ich all meine Pläne über den Haufen geworfen und mich für einen Besuch im Jahnsportforum entschieden. Zu groß war die Neugier, ja sogar die Sehnsucht, zu sehen, was dort abgeht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich mag Vereine, die dem Sport auf großer Bühne die Hand reichen und etwas nicht Alltägliches auf die Beine stellen. So wie am Samstag Fortuna. Ich bin froh, dort gewesen zu sein und gesehen zu haben, wie ein Verein trotz zweier sportlicher Niederlagen als strahlender Gewinner da stand. Und mit ihm der (Handball-)Sport sowie auch die Stadt.